INHALT:
- BRASILIEN: Generalstreik gegen Bolsonaros Rentenreform
- ÖSTERREICH: Spontane Solikundgebungen bei Wombat’s
- SPANIEN: Erfolg für Gewerkschaft bei „Plan international“
- SPANIEN: Boykott gegen Schuhgeschäft-Kette
- INDONESIEN: Repression gegen Anarchosyndikalist*innen
- INTERNATIONAL: Erklärung der IAA zum Ersten Mai 2019
- INTERNATIONAL: Lateinamerika-Reise der IAA
- NIEDERLANDE: Mobbing-Workshop in Appelscha
Anarchosyndikalismus international, Nr.8, Sommer 2019 (PDF 3,3 MB)
BRASILIEN
Generalstreik gegen Bolsonaros Rentenreform
Im ganzen Land sind am 14.06. Hunderttausende gegen die Rentenreform des neoliberalen und rechtskonservativen Präsidenten Bolsonaro protestiert. Mit landesweiten Arbeitsniederlegungen, Straßenblockaden, brennenden Barrikaden und Großdemonstrationen wehren sich die Arbeiter*innen gegen die kapitalistischen Zumutungen der autoritären Regierung, auch im Bildungswesen.
Zahlreiche Schulen und Universitäten, sowie Banken und staatliche Einrichtungen blieben daher geschlossen. Acht Ölraffinerien wurden ebenfalls bestreikt und in der Hauptstadt São Paulo kam der Öffentliche Nahverkehr zum Stillstand. Von den größten Arbeitsniederlegungen seit Jahren waren an dem Tag Millionen von Menschen betroffen.
Auch die anarchosyndikalistische COB-IAA hat sich dem eintägigen Generalstreik gegen die Rentenreform angeschlossen und fordert darüber hinaus mehr Arbeitsrechte und besseren Gesundheitsschutz. Auch müssen die Sozialleistungen, die Versorgung mit Wohnraum, die Bildungsverhältnisse, der Schutz der Umwelt, sowie die Rechte von Frauen* und Indigenen dringend verbessert werden, fordert die Basisgewerkschaft. Dabei wendet sich sich nicht nur gegen den Reformismus des Gewerkschaftsbundes CUT, sondern auch gegen die Oppositionsparteien, welche den Generalstreik für ihr parlamentarisches Spektakel ausnutzen.
https://www.facebook.com/confederacao.brasileira/
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ÖSTERREICH
Spontane Solikundgebungen bei Wombat’s Hostels
Am 12.06.2019 machten einige Mitglieder des Wiener Arbeiter*innen-Syndikats (WAS) mit weiteren solidarischen Genoss*innen eine Protesttour durch die österreichische Hauptstadt. Dabei haben sie an drei Standorten der Hostel-Kette „wombat’s“ ihren scharfen Protest gegen die Schließung der Berliner Filiale zum Ausdruck gebracht, die sie als ausschließlich anti-gewerkschaftlich motiviert anprangerten.
Es wurden im Büro der Chefs deren Mitarbeiter*innen die Meinung gesagt und Flugblätter hinterlassen, bevor es weiter ging zum Hostel am Naschmarkt.
Dort fand eine Kundgebung mit Redebeiträgen und Musik statt, wobei auch Flyer an die Gäste und Passant*innen, sowie an Mitarbeiter*innen verteilt wurden, was zu zahlreichen Gespräche führte. Ein Mitarbeiter von wombat‘s drohte sogar, die Polizei zu rufen. Zuletzt wurde dann einem weiteren Hostel ein Besuch abgestattet und das Protestprogramm dort wiederholt.
Arbeitskampf in Berliner Hostel
Grund für die Solidaritätsaktion war, dass die Berliner wombat’s-KollegInnen seit vier Jahren erfolgreiche Arbeitskämpfe zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen führen. Dadurch konnten sie auf diese Weise zunächst Betriebsvereinbarungen und schließlich einen herausragenden Haustarifvertrag durchsetzen.
Aber durch diese Arbeitskämpfe hat sich die Belegschaft auch radikalisiert und sie wurde daraufhin von der sozialpartnerschaftlichen Gastronomie-Gewerkschaft im Stich gelassen gelassen.
Nach zahlreichen Anzeigen durch die Geschäftsführung und heftiger Unterdrückung von Gewerkschaftsaktivitäten haben die wombat’s-Chefs nun angedroht, die Niederlassung in Berlin Ende August schließen zu wollen, um die aktive Belegschaft loszuwerden. Es wird allerdings befürchtet, dass das Gästehaus nach kurzer Zeit wiedereröffnet wird, sobald das kämpferische Personal gegen neues ausgetauscht wurde. Die Kolleg*innen in der deutschen Hauptstadt haben daher 12.06. vor dem Berliner wombat’s gegen die Schließung protestiert. Ginge es nach ihnen, solle das Bundesland Berlin-Brandenburg das Hostel vergesellschaften und ihnen dann als selbstverwalteter Kollektivbetrieb in Eigenverantwortung weiterverpachten.
Bei der „Wombat’s Holding“ handelt es sich um ein österreichisches Unternehmen, das außer der Niederlassung in Berlin und den beiden in Wien, noch Filialen in zwei weiteren Ländern betreibt. Daher fanden durch internationale Gewerkschaftskontakte vermittelt auch in Budapest, London und München zeitnahe Protestaktionen statt.
https://wiensyndikat.wordpress.com
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SPANIEN
Erfolg für Gewerkschaft bei „Plan international“
In der Stiftung „Plan International“, die in der Mädchenhilfe aktiv ist, haben sich die Arbeiter*innen erfolgreich organisiert. Ihr Kampf gegen die Entlassung von Basisgewerkschafter*innen führte in Malaga und Madrid nun zu einem Sieg für die CNT-IAA. Die Kolleg*innen, welche zuvor nur Werkverträge hatten und einige Arbeitsbedingungen kritisiert hatten, wurden nach Protesten nun Ende Mai wieder eingestellt und bekamen zudem unbefristete Verträge.
Die Betriebssektion feiert diesen Erfolg und bedankt sich bei allen Unterstützer*innen. Dies sei ein Zeichen dafür, dass sich direkte Aktionen, Selbstorganisation und Solidarität im Kampf um die eigenen Arbeitsrechte lohnen.
https://granada.cntait.org
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SPANIEN
Boykott gegen Schuhgeschäft-Kette
Vor Niederlassungen der Kette „Patricia Villanueva“ haben Mitte Mai lokale Gewerkschaften der CNT-IAA in Almeria und Granada erneut gegen die Ausbeutung des Personals protestiert. Mit Reden, Bannern und Flugblättern machten sie auf die Zustände in den Geschäften aufmerksam. Der Boykottaufruf richtet sich vor allem gegen die in dem Unternehmen üblichen Niedriglöhne von 800 Euro/Monat, für die die Kolleg*innen über 40 Stunden in der Woche im Verkauf schuften müssen.
https://granada.cntait.org
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INDONESIEN
Repression gegen Anarchosyndikalist*innen
Nach den Straßenkämpfen am Ersten Mai in den indonesischen Provinzhauptstädten Bandung, Surabaya und Makassar wird von Polizeirepression und Überwachung gegen die dortigen Anarchosyndikalist*innen berichtet. Einen Bericht dazu hat die französische Basisgewerkschaft CNT-IAA Paris veröffentlicht.
Die Demonstrationen vom 01.05.2019 in der asiatischen Inselrepublik waren Anlass für verschiedene Aktionen von anarchistischen und anarchosyndikalistischen Gruppen. In Bandung, Surabaya und Makassar gab es mehrere Protestzüge mit Schwarzem Block, bei denen es zu Zusammenstößen mit der Polizei kam. In Bandung war die Versammlung hauptsächlich von Student*innen, Schüler*innen und prekären Arbeiter*innen besucht. Einige trugen schwarze Kleidung und rote oder schwarze Fahnen. Nachdem sie von Aufstandsbekämpfungseinheiten der Polizei gejagt wurden, kamen 619 junge Leute (darunter 14 junge Frauen) in Polizeigewahrsam. Sie wurden gruppenweise auf der Straße festgehalten, mussten ihre Kleidung ausziehen und sich ihre Köpfe rasieren lassen. Dann wurden sie wie Vieh in offenen Pick-Ups zur Polizeiwache transportiert.
Medienberichten zufolge gab es auch in Surabaya und Makassar dutzende Verhaftungen. Dabei handelt es sich jedoch um keine Zufälle. In der Hautstadt Jakarta wurden 26.000 Polizist*innen mobilisiert, um die Demonstration der Gewerkschaft KSPSI (die landesweit größte; ein Staat im Staat) zu bewachen und vor „Unterwanderung“ zu schützen. Während der Kundgebungen in Jakarta und Bandung griff die KSPSI die Anarchosyndikalist*innen gewaltsam an, obwohl diese friedlich demonstriert hatten. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Moeldoko, wies darauf hin, dass die indonesischen Anarchosyndikalist*innen eine weltweit organisierte Bewegung sind. Mehrere Zeitungen erwähnten auch den Aufruf der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) zum Ersten Mai (siehe unten).
INTERNATIONAL
Erklärung der IAA zum Ersten Mai 2019
Am diesjährigen Ersten Mai sendet die Internationale Arbeiter*innen-Assoziation ihre Grüße an alle kämpfenden Arbeiter*innen. Denn gegen die Ausbeutung und für die Würde der Arbeiter*klasse den Kampf weiterzuführen, ist immer noch eine große Hoffung für Arbeiter*innen auf der ganzen Welt.
Seitens der IAA möchten wir außerdem in Erinnerung rufen, daß unsere Ziele darin bestehen, die Kontrolle über unsere Leben wiederzuerlangen, indem wir den Reichen und Mächtigen unsere Arbeitsplätze aus den Händen reißen.
Damit wir die gleichberechtigte Gesellschaft aufbauen können, die wir anstreben, muss Alles von den Arbeiter*innen und der Gesellschaft selbst organisert werden. Dabei bleibt immer das Ziel, für das wirkliche Wohlergehen all jener zu streben, die tatsächlich die Welt am Leben erhalten. Und für eine Befreiung von den beiden Übeln Kapitalismus und Staat.
Unser Kampf muss global geführt werden, denn niemand von uns ist wirklich frei, solange es die krassen Ungleichheiten gibt, die typisch für den Kapitalismus sind. Wo Arbeiter*innen in vielen Teilen der Welt ein Sklavendasein führen, um Andere reich zu machen und Millionen zu versorgen, welche die Produkte ihrer stark entwerteten Arbeitskraft genießen. Die IAA sendet ihre herzlichsten Grüße und Unterstützung an Jene, die sich rund um den Erdball unserem Kampf angeschlossen haben. Und wir hoffen, dass der revolutionäre Geist in den kommenden Jahren auch an neuen Orten erwächst.
INTERNATIONAL
Lateinamerika-Reise der IAA
Die anarchosyndikalistische Internationale organisiert am 20.06. eine Veranstaltung zur Gewerkschaftsorganisation ohne Chefs und Anführer*innen in der Universität von Bogota (Kolumbien). Diese wird gemeinsam mit der spanischen CNT-IAA und der freiheitlichen Bildungsgewerkschaft ULET durchgeführt (http://www.uletsindical.org). Ebenfalls in Südamerika besucht die Delegation am 23.06. die peruanische Hauptstadt Lima auf Einladung der Transportarbeiter-Initiative „La Voz del Motorizado“. Der Sekretär der spanischen CNT-IAA ist am 07.07. zu Besuch bei der Anarchistischen Föderation Mexikos (FAM), die eine anarchosyndikalistische Initiative (UAS) organisiert (https://unionanarcosindicalista.wordpress.com).
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NIEDERLANDE
Mobbing-Workshop in Appelscha
Auch dieses Jahr fand wieder das anarchistische Camp „Pinksterlanddagen“ in Appelscha statt, bei dem spontan ein Workshop des ASN organisiert wurde. Zum Thema „Mobbing“ fand eine Einführung statt und danach diskutierten die Teilnehmer*innen mögliche kollektive Aktionsformen gegen diese Form des Psychoterrors, vor allem am Arbeitsplatz und in der Schule.
Das ganze Pfingstwochenende lang gab es für hunderte Besucher*innen auf dem Zeltplatz „tot Vrijheitsbezinning“ unterschiedliche Workshops, Diskussionen, Filme, Konzerte, Kinderprogramm, Büchertische, Kletterworkshops, Essen usw. Dort findet Ende August auch der 30. Kongress des 1989 gegründeten „Vrije Bond“ statt, sowie Anfang Juli eine Veranstaltungsreihe zum Gedenken des vor 100 Jahren verstorbenen freiheitlich-sozialistischen Gewerkschafters Ferdinand Domela Nieuwenhuis. Außerdem hatte eine gewerkschaftliche Arbeitsgruppe des Netzwerks „Vrije Bond“ wieder eine Propagandaaktion am Verteilzentrum der Supermarktkette „Jumbo“ in Beilen durchgeführt.
http://anarchosyndikalismus.blogsport.de
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CC:BY-NC